Der TuS St. Arnold e.V. führte am 27.03.2022 einen Lehrgang im Namen des GKD durch. Der Lehrgang war unserem verstorbenen Lehrer Fritz Nöpel gewidmet.
Im Gedenken an Fritz wurden am Anfang des Lehrgangs einige Bilder von ihm gezeigt. Bilder aus seiner Lehrtätigkeit als Karategroßmeister und in der Technikausführung. Erinnerungen wurden wach, Ruhe und Stille durchströmte das Dojo, obwohl über 45 Teilnehmer/innen anwesend waren.
Die erste Lehrgangseinheit wurde von Horst Espeloer (8. Dangrad) durchgeführt. Er lehrte die von Fritz entwickelte Kata „Jukuren no Kata“. Horst war einer von Fritz‘ ersten Karateschülern und hatte die Kata bei einem Lehrgang, zudem Fritz diesen Personenkreis eingeladen hatte, gelernt. Die Jukuren no Kata besteht aus weichen, runden Bewegungen. In der Ausübung ist sie eine „Ju“ Kata, die auch ohne viel Muskelspannung ausgeführt werden kann. Horst vermittelte neben der Ausführung auch die Anwendung am Partner. In der Anwendung wurde deutlich, dass die Techniken sehr Energie fokussiert sind. Nach Abwehrtechniken folgten dynamische Kontertechniken. Durch kurze Impulsgebungen waren die Techniken sehr wirkungsorientiert.
Dieses Ergebnis war für den einen oder anderen schon überraschend, zumal in der Ausführung der Kata.
Horst verteilte eine Kurzdarstellung der Kata-Elemente. In Zweiergruppen übten die Teilnehmer den Ablauf der Kata anhand der ausgeteilten Beschreibungen. Zum Schluss wurde die Kata mit der gesamten Gruppe wiederholt gelaufen.
Es erfolgte ein Literaturhinweis „Jukuren – Kampfkunst der Erfahrenen“ von Fritz Nöpel und Martin Nienhaus. In dem Buch selbst wird zwar nicht der Kataablauf beschrieben, jedoch Elemente aus der Kata in ihrer Anwendung.
Nach kurzer Pause und guter Durchlüftung des Dojos leitete Ludger Niemann (6. Dangrad und Sportdirektor des KDNW) die zweite Lehrgangseinheit. Ludger hatte die Lehrgangseinheit kurzfristig übernommen, da Horst Nehm als Referent ausgefallen war. Das Thema war „Schnelle und dynamische Techniken im GOJU-Ryu Karate“. Sowohl in den Katapassagen, Partnerübungen als auch beim Pratzentraining wurden Prinzipien dynamischer Techniken in Theorie und Praxis trainiert. Ludger machte deutlich, dass es ein Unterschied zwischen Techniken, in denen die Schnelligkeit fokussiert wird und Techniken, die eine hohe „Verformungsenergie“ am Ende der Technikausführung zum Ziel haben besteht. Zunächst machte er diesen Unterschied durch Passagen aus verschiedenen Katas deutlich, dann bei den Partnerübungen und zum Schluss beim Pratzentraining.
Literaturhinweis: Hochmuth, G. (1981). Biomechanik sportlicher Bewegungen. 4. überarb. Auflage. Berlin. Sportverlag Berlin.
Die dritte Lehrgangseinheit wurde – wiederum nach kurzer Pause und guter Durchlüftung des Dojos – von Uwe Portugall (8. Dangrad und Weltkampfrichter in der WKF) geleitet. Uwe vermittelte Partnerformen aus den Nagetechniken 13 bis 24. Zu Beginn gab er einen Überblick über die drei Nagegruppen (1 - 12, 13 - 24 und 25 - 36). Er wies darauf hin, dass die Nagegruppe 13 - 24 von Fritz entwickelt worden waren. Bei den gezeigten Nagetechniken wurde der Unterschied zwischen Go no Sen, Sen no Sen, und Sen, Sen no Sen verdeutlicht. Die Teilnehmer merkten Uwes enormes theoretisches Wissen über die Karatestilrichtungen. Uwe erläuterte spezielle Technikausführungen im GOJU-Ryu Karate. In der praktischen Ausführung wurden diese dann in wirkungsorientierten Techniken umgesetzt. In der Umsetzung am Partner selbst, war es Uwe wichtig, dass nicht die einzelnen Techniken der Distanz angepasst werden, sondern die Distanz die Technikauswahl bestimmt. Genauso wichtig war es ihm, dass ein Karateka nicht ohne Technik (Block- oder Angriffstechnik) in einen Gegner hineingeht. Buchzitat „meine Reise- ins Herz der Kata“: Wer in den Nahkampf geht, ohne vorher getreten, gestoßen und geschlagen zu haben, hat schon drei Fehler gemacht und damit drei wichtige Chancen auf den Sieg vergeben.
Insgesamt wurden im Lehrgang eine Vielzahl von Informationen, Prinzipien und Inhalten vermittelt. Gegen Ende der Veranstaltung schauten sich die Teilnehmer/Innen gemeinsam eine Veröffentlichung von Tomoharu Kisaki zur Kata Sepai angeschaut. Dabei ging es darum, in welchen Katapassagen die im Lehrgang angesprochenen Themen sich wiederfinden.
Ulrich Heckhuis
(9. Dan GOJU-Ryu Karate-Do)