5. Seelzer Kata-Tag
Schlagen, brechen, ziehen, stoßen. Scheinbare Ruhe mündet in schnelle Aktionen, auf langsame, geschmeidige Bewegungen folgen unmittelbar explosive Techniken. Auf den Außenstehenden wirkt die „Drachen-Kata“ Sanseru wie eine Choreografie.
Doch hinter den Bewegungen verbirgt sich ein ganzer Katalog traditioneller Verteidigungstechniken. Beim 5. Kata-Tag des Karate-Club Seelze spürten Karateka aus ganz Norddeutschland und Berlin den Rätseln dieser Kata nach.
Bääm! In der Sanseru wechseln explosive und harte Stöße, Tritte und Schläge mit geschmeidig weichen Techniken, ruhigen Phasen folgen urplötzlich blitzschnelle Aktionen.
Tiefe Tritte wie der Kansetzu-Geri und der Mae-Geri geben den kämpferischen Ton an. Dazu kommen Halte- und Hebeltechniken.
Ursprünglich stammt die „Drachen-Kata“ aus China. Im Prinzip ist sie ein choreografierter Nahkampf. Hinter jeder Bewegung verbirgt sich ein tieferer Sinn. Einst gaben die alten Meister die Geheimnisse dieser Kata nur an ausgewählte Schüler weiter, jetzt zeigten die Seelzer Karateka den Stand ihres Wissens.
Der Tanz kann beginnen
„Achtet auf die Stände. Und dann vorwärts“ – der Karateclub-Vorsitzende Thomas Keese (5.Dan) studierte mit den Teilnehmern noch einmal die prägenden Elemente der Kata ein,
bevor Klaus Mergel (6. Dan) und Barbara Remer (5. Dan) mögliche Angriffe und Verteidigungen in einem fortlaufenden Drill vermittelten.
„Der Drill ist ein Technik-Handbuch, das den einzelnen Bewegungen in Form einer fortlaufenden Geschichte neuen Sinn verleiht. Doch es ist lediglich eine mögliche Interpretation, nichts ist in Stein gemeißelt“, betonte Klaus Mergel. Greifen, hebeln, schlagen, abwehren.
Immer dicht am „Gegner“. Die Köpfe rauchten. Wie muss ich jetzt greifen?
Verwirrung und Kampfkunst vom Feinsten.
Anschließend zerpflückten Martin Pietsch (6. Dan) und Torsten „Tutti“ Tews (5. Dan) die Kata in kurze Verteidigungs-Szenarien:
Wie im ursprünglichen Sinne sollten die einzelnen Techniken den Kampf innerhalb kürzester Zeit beenden.
Einem plötzlichen Angriff folgt der effiziente Konter. Schlagen, würgen, werfen. Aufstehen, weiter machen.
Schlusspunkt: Kyusho Jitsu
Lehrgangs-Schlusspunkte setzten Silvio Korte (6. Dan) und Jan Torborg (6. Dan). Laut dem Bubishi stammt der Name Sanseru von den 36 Vitalpunkten des Körpers, welche durch die Techniken der Kata effektiv angegriffen werden können. In ihrem Beitrag brachten die beiden Kampfkünstler die Kata auf diese entscheidenden Punkte.
„Ich will meinen Gegner nicht zerstören, sondern in erster Linie lediglich kampfunfähig machen “, betont Korte. „Ein Druck, ein Schlag auf einen Vitalpunkt – der Gegner erleidet Schmerzen, kurzzeitige Lähmungen, Gleichgewichtsstörungen.
Oder einen K.o. So können selbst schwächere Personen einen Kampf mit einem gezielten Schlag beenden, ohne dass der Gegner nachhaltig geschädigt wird.“
Am Ende freuten sich die Trainer über die freundschaftliche und Spaß machende Atmosphäre, zu der sie mit ihren Ausführungen einen großen Beitrag leisteten.
Aus Seelzer Sicht war es sehr erfreulich, dass die Jugendlichen, die die Kata sonst mehr unter Wettkampfaspekten laufen, sich diesmal mit den traditionellen Werten in der Kata beschäftigten und dabei sichtlich Spaß hatten.
Wir freuen uns, dass auch im Jubiläumsjahr 2024 (der Karate-Club Seelze wird 50 Jahre !) der Kata-Tag im Terminkalender steht.
Mehr Bilder findet ihr auf der Homepage des Karate-Club Seelze
https://www.karate-club-seelze.de/
Text und Bilder Norbert Bödecker / Klaus Mergel