Karate trifft Modern Arnis.
Die Halle vibriert vom rhythmischen Knallen der aufeinandertreffenden Rattanstöcke. Das, was hier beim Karate-Do Lehrgang des TV Eintracht Husen-Kurl passiert, ist mehr als nur Stockkampf. Karateka und Arnis-Experten vereinen ihre Künste zu einer spannenden Reise in die Welt des Modern Arnis – und bringen die Teilnehmer zum Staunen.
Bereits zum dritten Mal fand der GKD-Lehrgang unter dem Motto „Karate meets friends“ statt, diesmal mit einem besonderen Fokus auf Modern Arnis. Ingo Balszus (5. Dan Modern Arnis/3. Dan Si Fang Chuan Kung Fu) und Manfred Rogalla (7. Dan Goju-Ryu Karate-Do/3. Dan Modern Arnis) vom TSC Eintracht Dortmund führten die Teilnehmer*innen in das philippinische Kampfkunstsystem ein, das weit mehr als nur den Umgang mit Stöcken lehrt.
Mehr als nur Stockkampf
Modern Arnis basiert auf Techniken, die ursprünglich mit zwei etwa 70 cm langen Rattanstöcken geübt werden. Früh wurde den Karateka klar, dass diese Kampfkunst eine Vielseitigkeit bietet, die über den Einsatz der Stöcke hinausgeht. Bewegungen und Schlagtechniken lassen sich auf verschiedene Waffen – wie Messer oder Machete – und sogar auf alltägliche Gegenstände wie Kugelschreiber oder Gürtel übertragen. Modern Arnis ist daher nicht nur ein effektives System zur Selbstverteidigung, sondern schult auch Reflexe, Koordination und Schnelligkeit.
Die beiden Lehrgangsleiter, die ihre Begeisterung für diese Kunst schnell auf die Teilnehmer*innen übertrugen, betonten immer wieder die Parallelen zum Karate: „Soto Uke. Nichts anderes als Soto Uke“, erklärte Manfred Rogalla und verband die bekannte Karate-Abwehrtechnik mit der Stockführung im Arnis.
Von der Grundschule zur freien Form
Der Lehrgang begann mit einer traditionellen Begrüßung: Eine Faust mit dem Stock am Herzen, die andere Faust mit dem Stock zur Seite zeigend. Danach wurden die Teilnehmer*innen Schritt für Schritt in die Hand- und Stockhaltung eingeführt, gefolgt von den Grundbewegungen und -stellungen. Das Üben mit einem Stock forderte bereits höchste Konzentration, doch der Wechsel auf zwei Stöcke war eine echte Herausforderung. Zwei Stöcke gleichzeitig zu kontrollieren erfordert viel Übung und vor allem Koordination – ähnlich wie beim Karate, wo Grundtechniken die Basis für fortgeschrittene Bewegungsabläufe bilden.
Während die Übungen intensiver wurden, hallte das laute Knallen der Stöcke durch die Halle und zog auch außerhalb Aufmerksamkeit auf sich. Ein Tipp der Experten: Die Stöcke mit Panzertape umwickeln, um die Lautstärke zu dämpfen und das Material zu schonen.
Einblick in die Welt des Modern Arnis*
Ingo und Manfred vermittelten die Tiefe und Vielschichtigkeit des Modern Arnis. Die Prüfungen innerhalb des Kampfsystems sind anspruchsvoll und dauern oft mehrere Stunden, in denen sowohl waffenlose als auch waffenbezogene Techniken gefordert sind. Im Fokus stand während des gesamten Lehrgangs die harmonische Verbindung von Körper und Waffe. Besonders betont wurde der Handkontakt zur Waffe und die richtige Platzierung der Hände am Stock, um den Gegner zu kontrollieren.
Fazit: Bereichernde Begegnung
Nach einem intensiven Trainingstag voller neuer Eindrücke und Techniken ging es für die Teilnehmer*innen mit einem reichen Erfahrungsschatz nach Hause. Blaue Flecken gehörten zwar zum Programm, doch Verletzungen blieben dank der großartigen Anleitung aus. Der Lehrgang war eine beeindruckende Begegnung mit dem Modern Arnis, das durch seine Vielfalt und Effektivität begeisterte. Ein herzlicher Dank geht an die beiden Lehrer, Ingo und Manfred, die ihre Leidenschaft für diese faszinierende Kampfkunst geteilt haben.
Text und Fotos: Katja Scheer