Lehrgang vom 02. September 2017 mit Uli Heckhuis und Manfred Rogalla in Dortmund
Nachdem der erste Lehrgang im letzten Jahr ein großer Erfolg gewesen war, lud der DJK Oespel-Kley auch in diesem Jahr zu einem Lehrgang nach Dortmund unter Beteiligung von Uli Heckhuis und "Heimtrainer" Manfred Rogalla ein; der dritte im Bunde, Horst Nehm, war in diesem Jahr leider wegen terminlichen Überschneidungen verhindert.
Die Trainingseinheit von Uli befasste sich mit biomechanischen Grundsätzen und damit verbundenen Fragen, welche Einflüsse diese auf die Technik und auf die allgemeinen Kraftübungen im Training haben. Die Trainingseinheit von Manfred hatte die traditionellen Kata-Bunkai-Prinzipien zum Schwerpunkt. Beide Trainingseinheiten ergänzten sich und waren – trotz der unterschiedlichen Themenstellungen – auf einander aufbauend.
Uli hatte als Schwerpunkt "schnelle Techniken" in Kata und SV angekündigt. Er berichtete zunächst, dass inzwischen bei den Weltmeisterschaften die Shito-Ryu-Wettkämpfer absolut führend sind. Insbesondere in den GO-Passagen der Kata werden äußerst schnelle Bewegungen ausgeführt. Im Prinzip sind die Yuishinkan-Kata fast identisch mit den Shito-Ryu-Kata, wobei die GOJU-Passagen im Shito deutlich schneller gezeigt werden. Auch im Nahkampf sind schnelle Bewegungen am Gegner entscheidend. Was nützt eine kraftvolle Technik, wenn sie nicht schnell genug zum Ziel führt?
Bei der Schnelligkeit kommt das Prinzip der „optimalen Tendenz im Beschleunigungsverlauf“ zum Tragen. Dabei gilt, will man schnellstmöglich hohe Kräfte entwickeln, sollten am Anfang der Bewegung möglichst hohe Beschleunigungskräfte wirken. Oder will man eine hohe Endgeschwindigkeit erreichen, dann liegen die größten Beschleunigungen am Ende der Bewegung.
Ein weiterer Gesichtspunkt für hohe Schnelligkeit ist eine insgesamt abgestimmte Muskulatur - die Zusammenarbeit von Muskel und Gegenspielermuskel (Agonisten und Antagonisten).
Damit stellt sich die weitere Frage, wie Karateka ihre Techniken schneller ausführen können. Hierzu wurde von Uli zunächst ein wesentlicher Aspekt herausgestellt: Die "Hikite-Bewegung", der Rückzug des "passiven" Armes. Wir übten sodann verschiedene Zuki- und Blocktechniken unter diesem Aspekt, sowohl in einem kurzen als auch in einem langen Stand, wobei die Konzentration bewusst auf den zurückziehenden Arm gelegt wurde. Das führte bereits zu einer Veränderung der Schnelligkeit.
Darüber hinaus wurde die Reaktivkraft (insbesondere Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus) als Möglichkeit einer schnellen Muskelkontraktion angesprochen und hierzu praktische Übungen in der Technikausführung gemacht.
Insgesamt wurden zu den oben genannten Prinzipien praktische Übungen in der Technikausführung durchgeführt. Hierbei wurden Passagen aus den Katas geübt, aber auch Übungen am Partner eintrainiert. Ein Beispiel zum Prinzip „optimale Tendenz im Beschleunigungsverlauf“: Wir hielten mit beiden Händen den Ellenbogen bzw. die Ferse des Partners leicht zwischen den Fingern fest und dieser musste dann die Technik gegen diesen leichten Widerstand ausführen. Hierdurch wurden hohe Beschleunigungskräfte am Anfang der Bewegung geschult. Insgesamt wurde eine Vielzahl von Übungen trainiert. Das Ziel bestand insgesamt darin, möglichst schnelle Bewegungen am Partner durchführen zu können.
Eine schnelle Muskulatur ist die Voraussetzung um gegen einen Gegner bestehen zu können. Die verschiedenen Möglichkeiten um am Gegner bestehen zu können wurden dann in Manfreds Trainingseinheit vermittelt.
Manfred hatte zum Thema Kata-Bunkai-Prinzipien vorbereitend verschiedene Formen der "San-dan-gi" üben lassen (Schwerpunkte: "Übernehmen" und "Gegenangriff"), um sich dann etwas intensiver mit der Uchi-Ude-Uke (Yoko-Uke) auseinander zu setzen. Die Uchi-Uke wird in verschiedenen Varianten in vier Katas sofort zu Beginn der Kata mit dreimaliger Wiederholung geübt (Sanseru, Shisochin, Seisan, Suparinpei) und muss daher eine besondere Bedeutung für das Goju-Ryu haben. Es wurde zunächst die "Anfänger-Form" geübt, sodann das direkte "Übernehmen" mit dem zuvor blockenden Arm, folgend mit einer "Kontrollbewegung" und schließlich mit "gleichzeitigem Gegenangriff". Die letzte Einheit bestand dann darin, die ersten Kombinationen der Geksai-Kata als Renzoku-Waza zu verstehen, was erhebliche Anforderungen an die Teilnehmer stellte, da in dieser Form offensichtlich noch nie geübt. Es erfolgte der Hinweis, dass Techniken für die Anwendung "verändert" werden müssen (im Ernstfall gibt es nicht wie im Sport ein "Ai-Uchi" / Unentschieden / Keine Wertung), und dass den "Übergängen" von einer Kombinationsfolge zur nächsten eine besondere Bedeutung zukommt ("cover the transition"). Am Beispiel der doppelt ausgeführten Uchi-Uke wurde das Prinzip des "Öffnens" und "Schließens" des Partners ausführlich besprochen und geübt.
Am Schluss waren alle Teilnehmer aufgrund der hohen Anforderungen an die Konzentration zwar ganz schön "geschlaucht", aber auch sehr zufrieden, viele neue Anregungen erhalten und einige neue Aspekte des Karate erfahren zu haben.